Koordination ist kontrolle

 

„lernen sie ihr orchester aus muskeln zu dirigieren und sie werden ein mozart der bewegung“

Stellen Sie sich alle Ihre rund 650 Muskeln als Musiker vor, die 210 Knochen und 120 Gelenke als ihre Instrumente. Jeder Musiker hat sein Instrument, seine Aufgabe und spielt für sich alleine sehr gut. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung für ein grosses Orchester. Nun tönt aber ein Orchester erst richtig gut, wenn alle Musiker genau aufeinander hören und exakt zusammen spielen.
Weil sie als eine Einheit geführt werden müssen und wollen, kommt dem Dirigenten eine extrem wichtige Aufgabe zu. Er gibt den einzelnen Musikern die Einsätze und bestimmt, wer mit wem welchen Abschnitt wie zu spielen hat. Und am Schluss, wenn alle ihre Aufgabe richtig machen und fleissig zusammen geübt haben, entsteht ein perfektes Ensemble und erklingt automatisch wunderschöne Musik.

Übersetzt in die "Bewegungs-Sprache":
auch wenn die einzelnen Muskeln an sich gut ausgebildet sind, ergibt sich eine korrekte Bewegung oder Haltung, gute Stabilität oder Gleichgewicht nur mit dem perfekten Zusammenspiel der beteiligten Muskeln. Das Gehirn ist der Dirigent, welcher bestimmt, welche Bewegung oder Haltung eingenommen wird, oder wo was stabilisiert werden muss.
Je öfter Gehrin und Muskeln so zusammenarbeiten, desto mehr und mehr verstehen sie sich blind und die angestrebte Bewegung funktioniert ohne nachzudenken und wird automatisch stabilisiert.

Gut entwickelte koordinative Fähigkeiten sind eine wichtige Grundlage für sportliches Handeln und motorisches Lernen. Früh übt sich auch hier, ausgelernt hat aber niemand.

Als koordinative Fähigkeiten bezeichnet man im Bereich der Motorik eine Reihe von Anordnungen, die als Voraussetzung gelten für das Gestalten einer koordinierten Bewegung. Ihr mögliches, aber nicht zwingend aus ihnen entstehendes sichtbares Produkt ist die Bewegungskoordination.

unser koordinationskonzept  - für sie, Ihre Gesundheit und ihr Orchester

 

Gut zu wissen 

Koordinative Fähigkeiten ermöglichen uns, Bewegungsaufgaben situationsgerecht und ökonomisch zu lösen, sie sind die Basis unterschiedlicher Fertigkeiten in Alltag (Beruf und Freizeit) und Sport. Wer sie fördert, verbessert gleichzeitig die Technik, denn gut ausgebildete koordinative Fähigkeiten erleichtern das Lernen komplexer Bewegungsaufgaben.

das gehört zu den koordinativen fähigkeiten:

Differenzierungsfähigkeit (Bewegungsgenauigkeit und Bewegungsökonomie)
Die (kinästhetische) Differenzierungsfähigkeit besagt, dass der Sportler in der Lage ist, auf Grund von kinästehetischen Rückmeldungen (über die Rezeptoren in den Muskeln und das Nervensystem) eine hohe Feinabstimmung innerhalb von Teil- oder Gesamtbewegungen zu erreichen. Er ist in der Lage, diese kinästehtischen Rückmeldungen wahrzuneh- men und sie im Hinblick auf die Bewe- gungsqualität zu beurteilen und durch differenzierten Krafteinsatz zu steuern und anzupassen.

Orientierungsfähigkeit (Strukturierung des (Bewegungs-) raumes, der Lage und Bewegung des Körpers im Raum)
Ein Sportler, der eine gut ausgeprägte Orientierungs-fähigkeit besitzt, kann die Lage und die Bewegung des eigenen Körpers im Raum bestimmen und diese zielgerichtet verändern. Dies bezieht sich auf Hindernisse, Mitspieler, Gegenspieler, Abstände, Begrenzungen, Sportgeräte usw.

Rhythmisierungsfähigkeit (zeitlich-dynamische Struktur)
Unter Rhythmisierungsfähigkeit versteht man die Fähigkeit eine von außen vorgegebene oder im Bewegungsablauf enthaltene zeitlich- dynamische Gliederung erfassen, speichern und motorisch umsetzen zu können. Sportler mit einer guten Rhythmisierungs-fähigkeit sind außerdem in der Lage, einen verinnerlichten Rhythmus in der eigenen Bewegungstätigkeit zu erkennen.

Kopplungsfähigkeit
Kopplungsfähigkeit heißt, der Sportler ist in der Lage, Teilkörperbewegungen und Einzelbewegungen räumlich, zeitlich und dynamisch so aufeinander abzustimmen, dass eine zielgerichtete flüssige Gesamtbewegung entsteht.

Reaktionsfähigkeit (Schnelligkeit)
Ein Sportler mit einer ausgeprägten Reaktionsfähigkeit ist in der Lage, auf verschiedene äußere Signale (optisch, taktil, akustisch) oder voraus-gehende Bewegungshandlungen optimal schnell zweck- und aufgabenentsprechend eine Bewegungshandlung einzuleiten und auszuführen.

Umstellungsfähigkeit (Anpassung und Veränderung)
Diese Fähigkeit besagt, dass ein Sportler in der Lage ist, ein begonnenes Handlungsprogramm auf Grund von wahrgenommenen oder antizipierter Situationsänderungen während der Handlung zweckmäßig anzupassen oder durch ein völlig neues Handlungsprogramm zu ersetzen.

Gleichgewichtsfähigkeit
Bei ausreichend geschulter Gleichgewichtsfähigkeit ist der Sportler jederzeit im Gleichgewicht bzw. kann er trotz umfangreicher Körperverlagerung das Gleichgewicht halten oder es nach Verlust schnellstmöglich wieder herstellen.

Worauf ist im Koordinations- und Techniktraining zu achten?

  • Vielfalt statt Einfalt: Wer auf vielfältige Art immer wieder dieselben Fähigkeiten trainiert (ohne dasselbe zu tun), lernt effizienter. Variation und Abwechslung der Übungsauswahl sind das A und O.
  • Lernen ist einfacher als Umlernen: Es ist wichtig, von Anfang an die richtigen Bewegungsmuster zu lernen.
  • Vom Einfachen zum Schweren: Wer erste einfache Bewegungsaufgaben beherrscht, kann mit geeigneten Übungsvariationen unter erschwerten Bedingungen (z. B. zwei Dinge gleichzeitig tun) neu herausgefordert werden.
  • Selbstständig üben lassen: Selbstbestimmtes Erfahren und Entdecken bei koordinativen Formen fördert die Eigenständigkeit, dadurch auch die Motivation und führt zu grösserem Lernerfolg. Bleibt der natürliche Bewegungsdrang der Kinder und Jugendlichen aus, kann mit gezielten Bewegungsaufgaben und Hilfestellungen die Motivation beeinflusst werden.
  • Koordination vor Kondition: Koordinative und technische Bewegungsaufgaben sind im Training zeitlich vor konditionell belastenden Einheiten zu platzieren.
  • Man lernt nie aus: Im Kindesalter ist die Lernfähigkeit im koordinativen Bereich am grössten («Goldenes Lernalter»). Wichtig ist deren Training aber immer. Während des intensiven Wachstumsschubs in der puberalen Phase und den damit verbundenen «koordinativen Schwierigkeiten» gilt es, die koordinativen Fähigkeiten der Jugendlichen gezielt und dosiert zu fördern. Und wer im Erwachsenenalter sein (brachliegendes) Koordinationsrepertoire herausfordernd anwendet und variiert, fördert seine «motorische Schlagfertigkeit» und kann so Unfällen präventiv vorbeugen.